Das Projekt CHINATIV
Gemeinsam Fortschritte in der bilateralen Zusammenarbeit erreichen Exklusiv
Von Elke Lütke-Entrup
?In der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit k?nnen Win-win-Situationen entstehen“. Dies sagte Prof. Doris Gutting im Gespr?ch mit China.org.cn. Unter anderem erz?hlte die Mitgestalterin des Projekts CHINATIV* von ihren Erkenntnissen über die bilateralen Kooperationen und warum solche Programme künftig mehr denn je sinnvoll und notwendig sind.
Prof. Doris Gutting (Foto mit freundlicher Genehmigung von Prof. Gutting)
China.org.cn: Prof. Gutting, Sie haben in den vergangenen vier Jahren im Rahmen von CHINATIV 15 deutsch-chinesische Foren und Events begleitet und dabei rund 1.000 deutsche sowie chinesische Unternehmer, Politiker, Wissenschaftler und Studierende erreicht. Welche Themengebiete wurden von den Teilnehmern mit besonders gro?er Begeisterung aufgenommen oder als besonders wichtig empfunden und warum?
Prof. Gutting: Wir hatten am 7. November 2019 eine Veranstaltung zum Thema ?Künstliche Intelligenz: Perspektiven und Perzeptionen in China und Deutschland“. Von der Künstlichen Intelligenz (KI) werden die gr??ten Produktivit?tsgewinne in den wichtigsten Zukunftsfeldern erwartet. China fungiert dabei als Treiber, st??t Innovationen an und will erkl?rterma?en bis zum Jahr 2030 zur KI-Supermacht aufsteigen.
W?hrend in China vor allem die Vorteile von KI gesehen werden, herrscht in Deutschland gro?es Misstrauen. KI und Technologisierung werden von Teilen der deutschen Bev?lkerung eher als Risiko, weniger als Chance begriffen. Selbst in der Wirtschaft scheint die Bedeutung noch nicht überall angekommen zu sein. Dies k?nnte der Wettbewerbsf?higkeit deutscher Unternehmen schaden. Ich wurde sehr h?ufig auf diese CHINATIV-Veranstaltung angesprochen. Mit KI und weiteren Themen rund um die Digitalisierung besch?ftigt sich inzwischen übrigens der neue Tech Campus unserer Hochschule.
Sie haben mehrere Bücher und Artikel zum Thema Interkulturelles Management und deutsch-chinesische Kooperationen geschrieben und das CHINATIV-Projekt mitgestaltet. Welches sind ihre drei wichtigsten Erkenntnisse im Hinblick auf die deutsch-chinesische Zusammenarbeit?
Die Kulturunterschiede zwischen China und Deutschland und deren Konsequenzen für die Zusammenarbeit sind die Basis meiner Arbeit. Im Rahmen des Projektes habe ich mich vor allem mit den industriestrategischen Gro?projekten ?Made in China 2025“ und ?Neue Seidenstra?e“ (Belt and Road Initiative) besch?ftigt. Weitere Schwerpunkte waren chinesischen Investoren in deutschen Technologieunternehmen und das Thema New Retail – die vollst?ndige Integration von online, offline, Logistik und Technologie in einer einzigen Wertsch?pfungskette. Die drei wichtigsten Erkenntnisse daraus würde ich folgenderma?en zusammenfassen:
In der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit k?nnen Win-win-Situationen entstehen, wenn hinreichend Vertrauen zwischen den Partnern aufgebaut wurde. Dies muss jedoch gesteuert werden.
China bleibt interessiert an einer Kooperation mit deutschen Unternehmen, nicht nur in Technologiefeldern, sondern gerade auch im Bereich des Managements.
Und es wurden in China, auch im Bereich des New Retail, hohe Kompetenzen aufgebaut, so dass deutsche Unternehmen von Kooperationen profitieren k?nnen.
Welche pers?nlichen Einsichten haben Sie durch CHINATIV erhalten?
Unser CHINATIV-Team ist im Jahr 2019 mit ausgew?hlten Studierenden unserer Hochschule nach China gefahren und hat sich mit Lehrenden und Studierenden an der Shaanxi Normal University in Xi‘a(chǎn)n und der Beijing Normal University in Zhuhai ausgetauscht. Bei dieser Gelegenheit haben wir in Shenzhen die Firmen Huawei und Tencent besucht.
Ein Gruppenfoto des CHINATIV-Teams bei seinem Besuch von Tencent im Jahr 2019 (Foto mit freundlicher Genehmigung von Prof. Gutting)
Auf mich pers?nlich hat diese Reise den gr??ten Eindruck gemacht: das moderne China zu sehen sowie die zwei Technologieriesen. Ich habe von 1996 bis 1998 in Hongkong gelebt und an der Hong Kong University unterrichtet. Natürlich bin ich damals auch in China gereist. In Beijing bin ich noch durch die alten Hutongs gelaufen, das war reizvoll, wie eine Reise in eine vergangene Zeit. Wir w?ren allerdings nicht auf die Idee gekommen, nach Shenzhen zu fahren, damals eine langweilige Stadt. Aber gerade Shenzhen, Huawei und Tencent haben mir bei der Reise von 2019 anschaulich die Modernit?t und Innovationskraft Chinas gezeigt.