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08. 12. 2008 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Kulturinstitut

China steht vor "postwestlicher Moderne" Exklusiv

Schlagw?rter: Goethe-Institut,Michael Kahn-Ackermann

von Oliver Zwahlen, aus Guangzhou

Michael Kahn-Ackermann war 1988 Gründungsdirektor des Goethe-Instituts in China und leitet es inzwischen wieder seit über zwei Jahren. Daneben ist er Projektleiter der Veranstaltungsreihe "Deutschland und China – Gemeinsam in Bewegung", die vor ein paar Tagen in Guangzhou Halt machte. Mit m.faawt.cn sprach er über seine Erlebnisse, die Geschichte des Instituts und den deutsch-chinesischen Musikmarkt.

China.org.cn: Herr Kahn-Ackermann, Ihre Aufgabe ist es, in China die deutsche Kultur zu f?rdern. Dahinter stecken doch auch wirtschaftliche Interessen?

Michael Kahn-Ackermann: Gleich vorweg: Das Goethe-Institut ist keine Marketingagentur. Es ist nicht unsere Aufgabe, Deutschland als Wirtschaftstandort zu f?rdern oder im Interesse der deutschen Industrie zu arbeiten. Wir handeln prim?r aus kulturellem Interesse. Wenn dabei auch ein Nutzen für die deutsche Wirtschaft rausschaut, dann ist das selbstverst?ndlich erfreulich, aber nicht unsere Kernaufgabe.

Das klingt nun aber arg idealistisch.

Nein, es ist realistisch. Kultur geh?rt zu den Grundbedingungen der Menschheit. Kultur hat ihren Sinn in sich selber und nicht als Instrument der Wirtschaft oder einer Ideologie. Aber wir sind keineswegs naiv bei unserer Arbeit: Selbstverst?ndlich handeln wir in einem bestimmten politischen, wirtschaftlichen und sozialen Kontext. Auch Michaelangelo hat für den Papst gemalt und war bei seinem Schaffen keineswegs frei. Uns geht es aber darum, R?ume für kulturelle Begegnung und Produktion zu schaffen.

Dabei ist das Goethe-Institut in China erst seit ein paar Jahren in der Kulturvermittlung t?tig. Zuvor gab es nur Sprachkurse.

Richtig. Das h?ngt mit der Entstehungsgeschichte des Goethe-Instituts hier in China zusammen. Deng Xiaoping wollte damals dem früheren Bundeskanzler Helmut Kohl ein Geschenk machen und das Goethe-Institut ins Land lassen. Doch da damals ausl?ndische Kulturinstitute in China nicht existieren durften, gab es lange und schwierige Verhandlungen, die nach vier Jahren in einem Kompromiss endeten: Wir mussten uns auf die F?rderung der Sprache beschr?nken. Erst seit 1993 dürfen wir offiziell auch Kultur f?rdern Wir waren dann auch 16 Jahre lang das einzige ausl?ndische Kulturinstitut in China. Erst 2005 kam ein franz?sisches und 2007 ein spanisches hinzu. Das Land tut sich aber noch immer schwer mit uns. So sind wir etwa nach wie vor kein rechtliches Subjekt. Gerade wurden wir von einer Agentur verklagt, nachdem wir einen Teil des vereinbarten Honorars einbehalten haben. Nun stehen wir vor der spannenden Frage, ob das Gericht die Klage überhaupt annehmen kann.

Gab es mit dieser Beschr?nkung auf die Sprache kein Interessenkonflikt mit den Zielen des Goethe-Instituts?

Doch. Aber wir haben natürlich den Sprachunterricht so weit wie m?glich ausgedehnt. Kultur und Sprache l?sst sich ja selten scharf trennen. Noch vor dem neuen Abkommen haben wir etwa die Erstaufführung von "Faust" in China gef?rdert. Dies hat ja auch sehr direkt mit Sprache zu tun. Auch danach war es nicht immer einfach. Ich erinnere an die Kunstausstellung "Brief an Peking" von Günther ücker, die zun?chst verboten wurde und erst 14 Jahre sp?ter nachgeholt werden konnte.

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Quelle: m.faawt.cn

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